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Der                 45.Jahrgang              I/2009                           Nr. 196
Eisenbahn-Motiv-Sammler

M I T T E I L U N G S B L A T T
Organ der Internationalen Motivgruppe Eisenbahnwesen e.V.
Arbeitsgemeinschaft im BDPh. e.V.

E i s e n b a h n j u b i l ä e n

100 Jahre Eisenbahn in Montenegro

100 Jahre Bahnhof Haydarpaşa in Istanbul

EMS 196  (I / 2009) enthält u. a. folgende Fachartikel:  
100 Jahre Eisenbahn in Montenegro   Seite 56  
Sanitäts- und Lazarettzüge (II) Seite 7 – 18  
Der Bahnhof in Helsinki Seite 19 – 20
Die 1. Mannheimer Rheinbrücke Seite 21 – 22
Die Poniatowskiego Brücke Seite 23
Technisches: Seite 24 – 27
Schienenbus Nr. 19 der CDJR                                      MK 2243 
Baureihe F3 – Dieselloktyp der D&RGWRR              MK 2244
Baureihe 72000 – Diesellokomotivtyp der SNCF     MK 2245
Baureihe Ae 4/4 – Elektrolokomotivtyp der BLS      MK 2246
Baureihe 277 – Elektrolokomotivtyp der RENFE     MK 2247                  
Baureihe EM 2 > 1500 – Eloktyp der BR > NS           MK 2248   
Dansk- Fragt- & Banemærkeklub - DFBK Seite 28 – 29
Vor 150 Jahren – Eröffnung der Werrabahn Seite 44 – 45 
Vor 150 Jahren – Tod von Robert Stephenson Seite 45 - 46  
Vor 125 Jahren – Eröffnung des Brandleitetunnels   Seite 47 - 48  
Bjørnstjerne Bjørnson Seite 54  
Der Panzerzug Orlik Seite 55 - 56  
Der Hugo-Stinnes-Aufzug in Eisenerz Seite 57  
Peru Michel-Nummer 16 Seite 58 - 61  
Der Silberschatz vom Bierpalast Seite 66  

ZUR TITELSEITE

100 Jahre Eisenbahn in Montenegro
 
Am 2. November 2008 jährte sich zum 100. Mal der Tag, an dem in Montenegro die erste Eisenbahnlinie eröffnet wurde. Die so genannte „Antivari-Bahn“ (Antivari = Bar in italienischer Sprache) führte von der Hafenstadt Bar am Adriatischen Meer zu dem kleinen am Südufer des Skutarisees gelegenen Ort Virpazar. Die Strecke war exakt 43,030 km lang und schlängelte sich vom Hafen Pristan durch den Ort Bar, das 1600 m hohe Rumija-Ge-birge in zahlreichen Kehren rauf und runter und durch den Berg Sutorman, der mit einem 640 m langen Scheiteltunnel unterfahren wurde nach Virpazar. Die größte technische Herausforderung bildete der Tunnel durch den Sutorman. Der Abschnitt nach Virpazar wies Mindestradien von 30 m auf. Der Streckenverlauf ließ anfänglich nur Geschwindigkeiten von 18 km/h beim Personen- und 12 km/h beim Gütertransport zu, sowie maximale Güterladungen von 27 Tonnen.

Errichtet wurde diese „Erste Eisenbahn Montenegros“ von der italienischen „Compagnia di Antivari“. Die Strecke war in Schmalspur 750 mm ausgelegt, hatte eine maximale Steigung von 40‰  und ihr war deshalb keine Zukunftschance zugedacht. Trotzdem wurden gleich nach der Streckeneröffnung Pläne zum Streckenumbau erarbeitet um eine „Donau-Adria-Bahn“ zu realisieren, die über Podgorica bis nach Belgrad reichen sollte. Die vorherrschende politische Lage ließ die Pläne dann aber doch illusorisch werden. Realisiert wurde dieses Vorhaben dann im Ersten Weltkrieg, als die Bahn von Plavnica nach Podgorica als 600 mm-Feldbahn gebaut wurde. Ab 1927 wurde dann  der zivile Verkehr aufgenommen als Vorläufer der „Belgrad-Bar-Bahn“.

Die zur Eröffnung der Strecke Bar-Virpazar eingesetzten Lokomotiven stammten fast alle aus deutscher Produktion. Mallet-Lokomotiven wurden ebenso eingesetzt wie Maschinen mit Klien-Lindner-Hohlachsen.

 

 

Die Lokomotive „LOVCEN“, die nach der Eröffnung auf der Strecke Bar-Virpazar einge-setzt wurde, stammt von der Lokomotivfabrik RAD Koppel, Berlin. Sie steht heute als Denkmal nicht in Bar oder Virpazar sondern in Podgorica, das viele Jahre auch Titograd hieß und mit der Jubiläumsstrecke gar nichts zu tun hat. 

 

 

 

In Bar am Bahnhof steht dagegen als Denkmallok die Lokomotive Nr. 4 „SOTURMAN“ von Borsig, Berlin,  die 1910 unter der Fabriknummer 7601 gebaut wurde. Fotos neueren Datums zeugen vom guten Erhaltungszustand beider Lokomotiven.  

Die Pošta Crne Gore verausgabte zum Eisenbahn-Jubiläum am 31. Oktober 2008 (2 Tage vor offiziellem Datum) einen Satz mit sechs Sondermarken, die alle Szenen aus Zeit der Eröffnung zeigen. Dazu wurden 3 FDC’s aufgelegt, ein Sonderstempel eingesetzt  und ein Sonderblock verausgabt. Die Idee, eine solche umfangreiche Kollektion anzubieten, kam von den Grafik-Designern Jadranka Simonovic und Petar Vujuvic aus Podgorica bzw. Cetinje. Als Vorlage dienten alte Archiv-Fotos, ein Reprint von 1910 und Fotografien aus dem Jahre 1958.

     
von links nach rechts:        Die Lokomotive „LOVCEN“ mit angehängtem Güterzug in der Station
                                           Virpazar am Ufer des Skutari-Sees (6. Aug. 1958)
                                          
Die Lokomotive „LOVCEN“ in der Station Sutorman an der Strecke 
                                           Bar-Virpazar (6. Aug. 1958)
                                           Lokomotive im Jahre 1910 vor Einfahrt mit dem 1. Zug nach Virpazar
     
von links nach rechts:           Ansicht des Hafens Pristan in Bar  mit Gleisen an der Mole
                                             
Lok der Serie JDŽ 72 beim Rangiermanöver in der Station Nikšic
                                              1. Lokomotive mit Zug vor der Einfahrt in die Station von Nikšic
Die Marke mit der Postangabe quer diente gleichzeitig auch als Vorlage für den eingesetzten Sonderstempel.
Heute ist die Trasse der alten Schmalspurbahn Bar-Virpazar manchmal noch für Jubiläumsfahrten etc. in Betrieb. Der Eisenbahnverkehr Belgrad-Bar nimmt heute in Regelspur einen anderen Verlauf.

Bereits 1907 lieferte O&K, Berlin drei kleine Tenderlokomotiven, die unter den Fabriknum-mern 2556-2558 gebaut wurden und die Namen Paganini, Volpi und Marconi bekamen. Vor Ort wurden sie in Zeta, Boka und Durmitor umbenannt. Diese drei Lokomotiven wur-den nicht nur beim Bau der Strecke eingesetzt, sondern auch bei der Eröffnung am 2. Nov. 1908. Die Lovcen wurde erst 1910 unter der Fabriknummer 4115 bei O&K gebaut und auf der Strecke eingesetzt.

Quellen:          Bulletin der Montenegrinischen Post
                       
Lieferlisten O & K, Schumacher

                       
Fern-Express II/2007 (Nr. 94)                                                                      F. Blazek